Sonntag, 3. November 2013

Wildtier Paradies Pantanal

Das Pantanal im tropischen Mato Grosso (Bundesstaat) gehört zu den berühmtesten Gebieten zum Schutz und zum Beobachten von Wildtieren in Südamerika.

Es ist eine weite Ebene im riesigen Buschland des Mato Grosso und galt früher als lebensfeindlich und undurchdringlich. Heute ist Farmland vorherrschend. Das Pantanal selber ist ein Nationalpark, was in Brasilien allerdings seine Nutzung durch große Rinderherden nicht ausschließt. Seine Fauna ist geprägt durch den Wechsel von Regen- und Trockenzeiten: Einmal ist es ein riesiges Sumpfland, durch das nur eine einzige Schotterstraße führt, ein andermal ist es eine trockene Busch- und Steppenlandschaft mit immer weniger werdenden Wasserlöchern. Insofern ist Oktober die beste Reisezeit, auch wenn die Landschaft dann braun und ausgedörrt ist. Dafür gibts aber auch kaum Mücken.

Diese Wasserlöcher samt den kleinen Flüssen sind dann Überlebensinseln für alle Tiere - und dort lassen sich besonders am Ende der Trockenzeit fantastische Tierbeobachtungen machen. Besonders die Vielzahl der Vogelarten macht das Pantanal zum Vogelparadies. Aber auch andere Wildtiere wie Nasen- und Ameisenbären, Füchse, Kapuziner- und Brüllaffen, Tapire, Kaimane und die selten zu beobachtenden Jaguare und Pumas kann man entdecken. Und Wasserschweine. Die gibt es haufenweise. Sie vor allem locken die großen Raubkatzen an.

Die Kaimane, die sich zahlreich an den immer weniger werdenden Wasserlöchern aufhalten, werden ca. 1,50 m lang, die meisten sind kleiner. Sie sind scheu und ziehen sich bei Annäherung sofort zurück. Rinder und große Watvögel stapfen mitten durch die Menge der Alligatoren hindurch. Die warten regungslos auf ihre Chance, wenn ein kleinerer Vogel bei der Futtersuche zu unvorsichtig ist. Zuschnappen und Schlucken - mehr können sie nicht. Muss trotzdem evolutionär sehr erfolgreich gewesen sein, auch wenn ich bei all den vielen Kaimanen ("Jacarè") nie einen habe etwas erbeuten sehen. Im Dunkeln sieht man ihre leuchtenden Augen im Licht der Scheinwerfer neben der Straße.

Für den weniger Vogelkundigen wie mich sind die großen Pantanal-Störche, die Jabirus, sehr beeindruckend und gut zu beobachten. Ihre großen Nester sind weithin sichtbar. Sie sind eigene kleine Ökosysteme und bieten Karakaras, kleineren Papageien und den allgegenwärtigen bunten Webervögeln Unterschlupf als "Untermieter". Ihre Nester haben deutlich sichtbare Stockwerke. Tagsüber sind sie auf Nahrungssuche, aber abends und morgens kann man die Jabirus besonders schön bei der Heimkehr in ihre Nester und zu ihren Jungen beobachten. Sie sind gewissermaßen das Wahrzeichen des Pantanal.

Und angeln kann man mit unglaublicher Leichtigkeit! Ich habe es hier zum ersten Mal in meinem Leben getan, und mich hat der schnelle Erfolg gleich "süchtig" gemacht. Der Jagdeifer erwacht. Im schattigen Gewässer nahe dem Ufer erbeutet man sogleich Piranhas und kleine Welse oder das, was dort Doraden heißt. Bei mir hats nicht zu einem Piranha, dafür aber zu den größeren Welsen gereicht. Abends wurden sie in der Lodge gegrillt aufgetischt. Lecker!

Affen, die von Ast zu Ast hangeln, und Nasen- und Ameisenbären sind schon seltener zu sehen. Ein Glück, wenn man sie dann doch beobachten kann. Das heißt aber noch lange nicht, dass auch passable Fotos dabei entstehen, das ist noch sehr viel schwieriger, weil die Tiere doch oft recht weit entfernt oder im Gebüsch bzw. Geäst verborgen sind. Da ist dann auf dem Foto kaum mehr etwas zu erkennen. Ich zeige also nur die Fotos, auf denen Tiere auch wirklich gut zu erkennen sind -
wie dieser Nasenbär einige Meter entfernt im Geäst. Tierfotografie kann man nicht nur so im Vorbeifahren 'erledigen'. Da gelingen allenfalls ein paar Schnappschüsse. Ich bin damit schon zufrieden. Aber zu sehen gibt es noch viel mehr als hier zu zeigen ist - und es gäbe noch viel mehr, wenn man mehr Zeit und Geduld hätte.

Ganz zu schweigen von der Aufregung, wenn eine andere Gruppe abends einen Jaguar oder gar einen Puma gesichtet haben will. So schnell, wie das Tier wieder neben der Straße (woanders kommt man ja nicht hin) verschwunden ist, lässt sich kaum ein Foto schießen. Und nicht alle in einer Besuchergruppe haben es dann auch überhaupt vom Bulli aus mit gekriegt. Abends entsteht dann beim Austauschen der Erfahrungen gerne ein Streit und ein wenig Konkurrenzneid, wer denn nun was "wirklich" gesehen hat, besonders was die Raritäten angeht. Ich selber habe nur einmal einen Tapir gesehen, der lief am Rande des Geländes der Lodge entlang. "Achtung, Tapir draußen!" - und dann hat man natürlich gerade keinen Fotoapparat zur Hand, was bei der Dunkelheit auch kaum geholfen hätte.

Besonders schön sind die frühen Sonnenuntergänge und entsprechend die Sonnenaufgänge. Beste Tierbeobachtungen sind ohnehin in der Morgendämmerung (ab 4:30 Uhr) möglich. Abends ist die Stimmung am Himmel am schönsten.

Mit der Lodge war ich nicht so zufrieden, mäßiger Standard, schlecht geführt, die Touren wenig zufriedenstellend organisiert. Die Guides ohne Kontakt zueinander, eher in Konkurrenz. Es geht mit den Bullis ohnehin nur den Pantanal - Highway rechts oder links entlang, mehr gibt es nicht. Da ist die feste Stationierung in einer Lodge eher hinderlich. Ich würde es so jedenfalls nicht wiederholen, sondern eine Tour durch das Pantanal hindurch buchen. Auch bei den Lodges gibt es inzwischen zahlreiche Alternativen. Die oft gerühmte "UeSo" war einmal.

Die Bullis ("Volks - Kombi") sind noch vielfach die Allzweckwaffe im Pantanal, obwohl sich inzwischen auch modernere Geländewagen durchsetzen. "Touren" von der Lodge aus bedeutet stundenlanges Bullifahren. Wenig schön. Aber diese Oldtimer sind ohne Elektronik leicht zu reparieren und billig. Bis heute werden sie in Brasilien produziert, aber das ist jetzt auch vorbei.

So bleibt bei mir ein nachhaltiger Eindruck von der unglaublichen Schönheit des Pantanal zurück, die sich in ihrer gewissen Herbheit erst nach und nach richtig erschließt. Ich hätte schon Lust, dorthin noch einmal zurück zu kehren. Dann würde ich die Tour aber ganz anders organisieren (zum Beispiel hier). So gab es doch zu viele Mängel und Einschränkungen. Es war nur eine Stippvisite, mehr nicht. Schade eigentlich. Dafür ist das Pantanal zu faszinierend!

Hier ist der Link zum Webalbum mit allen 52 ausgesuchten Fotos.



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